Jeder kennt sie. Jeder hat sie. Und keiner will sie. Spam-Mails. Aber warum eigentlich nicht?
Ich bekomme e-mails. Klar, hab ja auch mehr als nur eine e-mail-Adresse. Ist also nicht weltbewegendes. Aber die meisten der e-mails will ich gar nicht. Und sie interessieren mich auch nicht wirklich.
Dafür scheinen sich alle, die mir schreiben für mich zu interessieren. Na ja gut, eigentlich mehr für mein Sexualleben. Und wie ich damit zufrieden bin.
Nehmen wir zum Beispiel Rita Sanford. Rita hat mich gestern angeschrieben und fragte völlig ohne Scham: “unhappy with your short-comings?” Oder Fernando wollte von mir wissen, “how is your love muscle doing?”. Ich finde, das geht ihn nun wirklich nichts an. Dann wiederum scheint es so, als würden sich die Mädels absprechen, denn erst lässt mich Antoinette wissen, das “the women want a big…” (Nase?, Geldbeutel?, was auch immer) und kurz darauf, als hätte ich auch nur für 2 Sekunden darüber nachgedacht, bietet Isabella ihre Hilfe an.
Nicht ganz umsonst, aber “the wonder pill for your love tool” sollte mir auch ein bisschen was wert sein. Meint zumindest Isabella. Andere wiederum verschicken e-mails von hotmail (Microsoft) aus, dass so etwas nichts werden kann, ist bei dem Namen ja klar. Aber warum heißt meiner (ihr wisst schon) eigentlich Johnson? Und woher weißt der Absender das? Denn immerhin schreibt er oder sie mir, “beef up the size of your johnson!”. Sehr merkwürdig. Nett hingegen fand ich Michele. Sie hat mir verraten wie ich “acheive greater, more powerful Orgasms” bekomme. Alfonso hat es wohl probiert, denn er schreibt direkt danach “you will love it”. Ist das nicht toll, wie sich alle um einen kümmern. Nur Kiki hat mich ein wenig enttäuscht, denn immerhin versendet sie e-mails über die Domain “sympatico.ca” was auf viel hoffen lässt. Aber sie will schlicht und ergreifend nur wissen, “How are you doing today”. Ich war fast schon deprimiert, als sich herausstellte, dass auch sie mir zu mehr Manneskraft verhelfen wollte.
Und da soll noch mal jemand sagen, e-mails wären unpersönlich.
23. Februar 2004