Was macht Marco wenn ihm langweilig ist?
Vielleicht lesen? Nein!
Vielleicht baden? Darf er nicht!
Vielleicht aufräumen? Oh bitte!!!
Nein, Marco geht zum Arzt. Immer wenn mir langweilig ist.
Natürlich ist es nicht so, aber es kommt einem (also mir) so vor…
Und heute war ich mal wieder beim Hals-Nasen-Ohrenarzt wegen meinem Tinitus. Also bei einem neuen, weil meine Ärztin in Mainz zwei Wochen Urlaub hat. Mein neuer Arzt hier in Mainz ist also genau um die Ecke. Und damit hören die angenehmen Dinge über ihn auch auf.
Aber das geilste an der Praxis ist die Sprechstundenhilfe. Die hat mir erst mal 10 Euro abgenommen, obwohl mein Hausarzt die Überweisung per Fax vorab geschickt hat. Egal! Gut, ich bezahl halt.
“Dann nehmen Sie bitte im Wartezimmer Platz!”
Ich schlurfe also ins Wartezimmer. Sonst keiner drin! Lässt ja auch ne schnelle Behandlung hoffen! Keine 10 Sekunden (und ich schwöre bei allem was mir heilig ist, es waren nicht mehr als 10 Sekunden):
“Herr S. bitte!!!”
Ich muss wohl etwas irritiert die Sprechstundenhilfe angeschaut haben, als ich wieder an ihr vorbeiging… Sie konnte mit meinem Blick auf jeden Fall nichts anfangen und meinte nur, ich solle den grünen Fußabdrücken auf dem Boden folgen…
Angekommen im Behandlungszimmer erwartete mich Rumpelstilzchen. Zumindest sieht er genauso aus, wie ich mir Rumpelstilzchen vorstelle. Klein, untersetz, Brille auf der Nasenspitze und das Feingefühl im Zuge der 68er-Revolution weggekifft oder einfach nie eins besessen. So genau weiß man das nicht. Aber immer schön an den Ohren rumzerren und mich dabei dumm anlabern, dass meine Nase wohl mal gebrochen war. Worauf ich nur meinte, ich könne mich daran nicht erinnern. Er schaut mich an, mißbilligend, und sein Blick scheint zu sagen: “Ha, du Wicht. Was willst du?! Ich bin der Arzt!!!”
Aus seinem Mund kommt stattdessen: “Doch, die war gebrochen. Eindeutig!”
Gut denke ich mir. Hat zwar nichts mit meinem Ohrensausen zu tun, aber Hey! unnützes Wissen sammel ich echt gern!
Nach der Behandlung wurde ein Hörtest gemacht! Und vielleicht ahnt der eine oder andere bereits, was passierte:
“Nehmen Sie noch mal im Wartezimmer Platz.” Immer noch niemand drin. Ich setze mich erst gar nicht.
“Herr S. bitte!” Mit einem sarkastischen Lachen auf den Lippen und einem “echt witzig” zur Sprechstunden-Tussi wieder an ihr vorbei! Diesmal also zum Hörtest. Dieser verlief für mich persönlich ohne irgendwelche Highlights. Immerhin weiß ich, dass ich einen Tinitus habe!!!
Von hier aus wieder ins Wartezimmer! Ich war echt überascht, denn diesmal dauerte es bestimmt drei Minuten. Aber auf der anderen Seite auch klar. Denn die Kurve, von der mir Rumpelstilzchen gleich erzählen wird, musste ja erst noch gezeichnet werden.
Auf zur erneuten Odysee… Und zum ersten Mal an diesem Tag erzählt mir der kleine untersetzte Mann etwas, was ich noch nicht wusste: “Ihr Gehör auf dem rechten Ohr beträgt 100 Prozent. Auf der linken Seite sind es auch 98,6 Prozent! Das sind für den Alltag gute Werte und deuten auf keine Beeinträchtigung hin.” ACH?! Ist das nicht das, was ich dir vorhin erzählt habe, als du mich fragtest, ob ich durch meinen Tinitus irgendwie beeinträchtigt wäre?!
Und das genau ist die Stelle an der ich abbrechen werde… denn hiernach kommt nichts mehr interessantes. Ich hab eine Packung Tabletten mehr und mein Magen wandelt sich immer mehr in einen Medizin-Schrank!
Aber das beste kommt wie immer zum Schluss. Ich besuchte, danach noch meine Hausärztin, um meine Überweisung doch noch im Original abzuholen, zum Hautarzt zu bringen und meine 10 Euro wiederzuholen.
Und genau damit hat die Sprechstunden-Diletantin nicht gerechnet. Sie schaute mich total verdutzt an, als ich 10 Minuten vor Feierabend wieder in der Praxis stand und mit der Überweisung wedelte… “Sie kommen extra wieder um sich ihre 10 Euro wiederzuholen?” “Nein, ich komme wieder weil es mir hier so gut gefällt und weil sie sich vorhin so kooperativ gezeigt haben mit dem Fax!” Ich denke, ab diesem Moment hat sie beschlossen, mich zu hassen. Ich hingegen konnte in diesem Moment einfach nicht anders und musste diesen Kommentar los werden. Denn meine Hausärztin und meine Hautärztin (ja, ich bin viel unterwegs…) haben beide gemeint, ich solle mich nicht aufregen. Daher muss sowas immer gleich raus! Und tatsächlich: mir ging es danach besser!!! Ich habe noch nie eine Sprechstunden-ihrwisstschonwas so mißmutig einen 10 Euro-Schein aus der Schublade ziehen sehen…
Ich zog also von Dannen mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Nur zwei Fragen quälen mich jetzt:
1. Wie wird sie mich nächsten Montag behandeln, wenn ich wieder hinmuss? Und
2. Kann man aus Ohrenschmalz eine Voodoo-Puppe basteln?!
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